Heute Morgen wurde ich wach und dachte mir: „Wie spät es wohl ist?“ Die Uhr zeigte 7:01 Uhr an. Wtf? Der Wecker war auf 7:00 gestellt. Ich überprüfte meine Uhr, die 7:10 Uhr anzeigte. Na ja, nächster Versuch… 😂 OK, Zeit aufzustehen.
Als ich aus dem Bad kam, war auch Grit bereits wach. Da wir heute einiges vorhatten, machten wir uns direkt fertig. Es war aber noch genügend Zeit, um in Ruhe zu frühstücken.
Das Frühstück war genau das, was ich mir erhofft hatte. Über das übliche amerikanische Standardfrühstück hinaus gab es Rührei und Bratkartoffeln – endlich etwas ordentliches! So viel wie heute habe ich schon lange nicht mehr gegessen – nicht, weil mein Appetit so groß war, sondern weil wir heute wahrscheinlich erst spät wieder etwas zu essen bekommen würden.
Nach dem Frühstück hatten wir noch ein paar Minuten zum Ausruhen. Gegen 10 Uhr starteten wir dann. Die Kühltasche war gepackt, Eis holten wir uns wieder aus der Eismaschine des Hotels (obwohl man das offiziell nicht machen darf 😜).
Unser erstes Ziel war das Titan Missile Museum in Green Valley, nicht weit von der mexikanischen Grenze entfernt. Es ist das einzige Museum in den USA, das eine vollständige Interkontinentalrakete (ICBM) ausstellt. Diese Rakete könnte theoretisch noch starten, aber der Wartungsaufwand wäre enorm und der Komplex ist sicher nicht mehr betriebsbereit. Der Gefechtskopf der Rakete ist nur eine Attrappe – er hat ein Loch. Außerdem ist die Luke des Silos halb geöffnet und nur durch eine Glaskuppel abgedeckt, damit russische Spionagesatelliten sehen können, dass kein echter Sprengkopf installiert ist. Russland hat als Gegenleistung ebenfalls eine ICBM in ein Museum umgewandelt, allerdings liegt dieses dummerweise in der Ukraine…
Unser Tourführer war ein ehemaliger Mitarbeiter der Anlage und erzählte sehr detailliert, wie die Abläufe und Sicherheitsvorkehrungen damals waren (und auch heute noch sind).
Die Informationen über die Zerstörungskraft dieser Waffen sind erschreckend. Der Gefechtskopf der Titan II hatte eine Sprengkraft von 9 Megatonnen TNT – das entspricht einem Zug mit 90.000 Waggons voller Sprengstoff, der sich über mehr als 2.400 Kilometer erstrecken würde. Die Zielgenauigkeit dieser Rakete lag bei etwa 70 %. Russische Raketen waren damals deutlich ungenauer, weshalb sie mit Sprengköpfen von 20 Megatonnen ausgestattet waren. Hätte eine dieser Raketen das Silo direkt getroffen, wäre ein Krater von einem Kilometer Tiefe entstanden.
Man kann nur hoffen, dass solche Waffen niemals zum Einsatz kommen.
Wir besichtigten den Kontrollraum und erlebten einen simulierten Raketenstart, inklusive der Abläufe, wie der Präsident einen solchen Start ausgelöst hätte. Danach gingen wir zum Silo und warfen einen Blick auf die Rakete selbst.
Falls man in der Gegend ist, kann ich einen Besuch dieses Museums nur empfehlen!
Nachdenklich fuhren wir nach der Tour zum Saguaro Nationalpark. Unser Mittagessen war in einer Picknick-Area vorgesehen. Es gibt dort keinen direkten Parkeingang mit Ranger-Gebäude – vermutlich möchte man keine Ranger in der prallen Sonne „kochen“ lassen. Die Parkgebühren soll man im Visitor Center entrichten. Wir hatten jedoch den Interagency-Pass, der sich hier wieder bezahlt gemacht hat. Es war wenig los – kein Wunder, es war ein Wochentag außerhalb der Ferien und der Park liegt abseits der großen Touristenziele. Wären wir nicht in der Nähe gewesen, hätten wir ihn wohl nie besucht.
Ich fragte die Rangerin nach Tipps zum Picknicken und Fotografieren. Es gibt mehrere Picknickbereiche, alle mit überdachten Tischen. Wir entschieden uns für den ersten, den wir fanden. Eine unbefestigte Rundstraße führt durch den Park, aber diese wird nach Sonnenuntergang geschlossen – also keine Option für Nachtaufnahmen. Die Rangerin empfahl uns, beim Visitor Center zu bleiben, da dort die wilden Tiere wie Klapperschlangen und Skorpione weniger aktiv seien.
Am Picknickplatz war es menschenleer. Ein anderes Auto stand zwar in der Nähe, aber wir sahen niemanden – wahrscheinlich waren die Leute wandern. So hatten wir den Platz ganz für uns allein… nur mit den Klapperschlangen und Skorpionen. 😜
Es war gegen 13:30 Uhr, und bis zum Sonnenuntergang um 17:45 Uhr hatten wir noch viel Zeit. Wir aßen in aller Ruhe unsere Brotreste und genossen die Stille.
Eine Stunde später setzten wir unsere Fahrt auf der Rundstraße fort und hielten gelegentlich für Fotostopps. Kurz vor 16 Uhr waren wir wieder am Visitor Center und verbrachten dort die restliche Zeit, bis der Sonnenuntergang näher rückte.
Als die Sonne schließlich unterging, versuchten wir, noch ein paar gute Fotos zu machen. Es war nicht einfach, die richtigen Motive zu finden, aber irgendetwas schönes wird schon dabei gewesen sein. Kaum war die Sonne weg, verließ der Großteil der Besucher den Park. Ein Mann kam mit seinem Pickup und stellte seine Kamera darauf.
Ich ging zu ihm und unterhielt mich ein wenig. Er war aus Tucson und kommt regelmäßig abends zum Fotografieren hierher. Er gab mir noch ein paar nützliche Tipps, bevor ich zurück zu Grit ging, die ein paar Meter weiter außer Sichtweite stand.
Inzwischen kamen die ersten Sterne heraus. Zum Glück geht der Mond zurzeit später auf, sodass es schön dunkel war – solange man nicht Richtung Tucson fotografierte. Die interessanteren Motive lagen aber in die andere Richtung. Wir schafften einige schöne Aufnahmen. Gegen 19:15 Uhr waren wir fertig und verließen als letzte den Parkplatz.
Kurz vor 20 Uhr kamen wir im Hotel an. Jetzt muss ich noch den Reisebericht bearbeiten. Mal sehen, ob ich das heute noch schaffe…
Morgen geht es weiter nach Cottonwood – etwa dreieinhalb Stunden Fahrt mit einem Zwischenstopp in Phoenix. Wir haben keine festen Pläne, also sollte es ein entspannter Reisetag ohne Stress werden. 😊