Gegen 3 Uhr wurde ich mal wieder wach, irgendwas piepste.
Das US Handy, das zum Laden angeschlossen war, blinkte vor sich hin. Ich konnte nicht erkennen, was es von mir wollte, also machte ich es aus und legte mich wieder hin.
Ich konnte aber nicht wirklich einschlafen. Irgendwas blinkte wieder. Es war wieder das Handy. Dieses Mal verlangte es von mir, es ist voll und möchte vom Netz. Hmm. Wo ist das Problem, verdammtes Handy. Also klemmte ich es ab und hoffte auf Schlaf.
Das wurde nicht erfüllt. Bei den Nachbarn lief der Fernseher oder so – laut genug, dass ich es hörte und damit nicht so einfach wieder einschlafen konnte.
Dazu kam, dass ich irgendwie schwitzte. Nun gut, wir waren im Death Valley, die Air Condition hatten ich vorm zu Bett gehen ausgemacht, weil sie furchtbar laut ist. Es sollte eigentlich noch kühl genug sein, weil die Temperatur draußen nachts nicht so heiß sein sollte.
Egal, ich stellte sie für 10 Minuten an und genoss den kühlen Luftzug. Dann stellte ich sie wieder aus um den furchtbaren Lärm los zu werden.
Leider waren die Nachbarn danach immer noch da…
Irgendwann döste ich dann doch wieder ein.
Das nächste Mal, dass ich wach wurde, war es durch meinen eingestellten Klingelton der Wecker App.
Ich habe tatsächlich bis 7 Uhr geschlafen.
Da ich nicht damit gerechnet hatte und das der Not-Weckruf sein sollte, standen wir also gleich auf.
Ein paar Minuten später waren wir schon auf dem Weg zum Frühstück. Das war nicht inklusive und kostete $12,50/Person extra. Aber es gab Ei in verschiedenen Formen, Bratkartoffeln und was sonst so zum Frühstück gehört – mehr, als ich essen konnt.
Da kein Tisch mehr frei war, setzten wir uns an einen Tisch, wo nur ein Mann saß.
Wir machten ein wenig Small-Talk. Kurz nach unserer Ankunft bekam er seine Rechnung gereicht. Er gab seine Kreditkarte hin. Als er die Karte zurück bekam und die Buchung per Unterschrift autorisieren sollte, fiel ihm auf, dass er für uns mitbezahlen sollte. Also reklamierte er es.
Nach einiger Zeit kam jemand zurück – irgendwie waren die nicht in der Lage das zu stornieren…
Also bezahlten wir ihm unser Essen Cash. Damit war die Geschichte erledigt.
Da wir auch plötzlich Internet auf dem Handy hatten, checkten wir noch kurz Mails.
Gestern haben wir übrigens schon >800 Meilen (~1300 km) hinter uns gebracht.
Nun machten wir uns auf in das Tal des Todes.
Der Plan war nur grob gedacht. Es hängt alles vom Wetter usw. ab.
Bevor es zu warm wird, wollten wir den Mosaic Canyon erobern, der direkt oberhalb von Stove Pipe Wells liegt. Wir fuhren also gegen halb 10 los. Dort angekommen warnte ein großes Schild schon davor, in den Canyon nach 10 Uhr zu wandern.
Es war noch nicht 10, also auf geht’s. Die ersten Meter gehen noch, aber es wurde schnell heiß. Die Sonne brannte von oben und es war noch kein Schatten zu sehen. Wir hielten durch und erreichten den Slot Canyon mit dem sogenannten Slick Rock. Bisher dachte ich, es geht dabei um Sandstein, der nass halt glatt wird. Nein – die Felsen sind von Flash Floods so glatt geschliffen, dass man selbst mit guten Schuhen auf der glatten Oberfläche rutscht. Wir machten vorsichtig weiter und kamen voran.
Einige Minuten später erreichten wir auch einen schattigen Teil, der das Wandern leichter machte.
Da die Sonne schon hoch stand und das Farbenspiel nicht wirklich zu erkennen war, drehten wir im 2. Drittel um, also etwa nach 2km.
Auf dem Rückweg sah der Canyon aber schon etwas anders/interessanter aus, da wir die Sonne im Rücken hatten. Etwas entfernt, am Eingang der Windungen zum Slot Canyon, sahen wir auch Leute oben am Rand des Canyon laufen – es gab da einen Pfad hoch. Er sah nicht ganz einfach aus, weil der Pfad steil über lose Steine führte, aber es sollte machbar sein. Wir liefen also in diese Richtung.
Nun, auf dem Rückweg, merkten wir den Wind, mit dem wir vorher mitgelaufen waren. Das war erfrischend. In den Outdoorhemden wurde man jetzt richtig gut gekühlt.
Wir erreichten den Pfad und machten uns los. Grit fühlte sich aber auf dem halben Weg nicht mehr wohl. Es ging bei knapp 30°C steil hoch – und wir waren falsch gelaufen, der richtige Pfad ging etwas weiter unten, weiter rechts hoch. Also ging ich alleine weiter und Grit runter in den Schatten.
Ich erreichte den Gipfel auch nach wenigen Minuten und genoss die Aussicht. Natürlich nicht ohne Fotos/Videos zu machen.
Als das erledigt war, machte ich mich wieder auf den Rückweg.
Grit wartete unten auf mich und gemeinsam ging es zurück durch den Slot Canyon.
Am Auto erfrischten wir uns und fuhren fürs Erste zum Visitor Center bei Furnace Creek.
Wir wollten die Situation heute checken.
Und hier wurde mir plötzlich die Dimension des Parks wieder klar. Wir brauchten eine halbe Stunde bis zum Visitor Center – bei Tempo 60 (100kmh) – das waren also knapp 50km. In Google Maps sieht das nicht so weit aus. Wir kamen irgendwann gegen 11:30 dort an. Das Visitor Center war gut besucht. Wir verbrachten nicht viel Zeit hier. Ich kaufte mir noch die Sammelmedaille für den Park. Der Verkäufer meinte, wenn wir heute noch wandern gehen sollten, sollte ich mir auffälligere Sachen zulegen. Man würde mich im Notfall nicht finden, wenn ich wie die Umgebung aussehe. Damit hatte er Recht.
Warum auch immer, kaufte ich mir letztes Jahr die Hose von Columbia in der selben hellgrauen Farbe, wie das Hemd, was ich bereits besaß. Ein idealer Tarnanzug.
Mittlerweile war es Mittag.
Wir machten uns nochmal auf den Rückweg nach Stove Pipe Wells. Das Badwater Basin wollten wir nicht in der Mittagssonne besuchen. Alles andere an sich auch nicht.
Auf dem Rückweg fiel uns der extreme Wind auf, der Staubwolken viele Meter hoch durch den Park trieb.
In Stove Pipe Wells machten wir Mittag von unseren Vorräten. Auf eine volle Mahlzeit im Saloon hatten wir keinen Appetit. Gegen 13:30 Uhr fuhren wir wieder Richtung Süden zum Badwater Basin.
Nach knapp 50 Minuten kamen wir etwa 75km weiter südlich an.
Das ist Wahnsinn. Es ist „nur“ ein Park – man kann das Ziel beinahe sehen und fährt trotzdem so weit.
Ursprünglich wollte ich den Ubehebe Krater Trail noch wandern – der ist nicht so lang, aber vermutlich 100km entfernt im Norden vom Park. Weiterhin war ein Foto vom Sonnenuntergang an den Mesquite Sand Dunes geplant und auch Fotos in der Nacht. Die Dünen sind nicht weit weg von Stove Pipe Wells – nur 7 Meilen.
Als wir also ankamen, wehte hier unten ein ordentlicher Wind. Spätere Recherchen ergaben, dass hier der Wind mit 45 mph wehte – also um 70-80 km/h.
Wir liefen raus in die Badwater Ebene. Aber nicht so weit, wie 2010, wo wir dann nach fast 2 km feststellten, dass wir Durst haben, aber nichts dabei. Dieses Mal war ich vorbereitet. 🙂
Der Wind riss mir meinen Hut mehrmals vom Kopf. Zum Glück hat er ein Band, was ihn an meinem Hals hält. In der Ferne sah es mittlerweile aus, als ob es regnet. Es zogen große dunkle Wolken auf.
Wir machten uns auf den Rückweg.
In der Nähe von Badwater war der Artists Drive, den wir zwar auch schon gefahren sind, Grit wollte aber nochmal durchfahren.
Die Farben der Hügel waren aber, wegen der mittlerweile verdeckten Sonne kaum noch spektakulär.
Wir fuhren eigentlich nur noch durch. Im Norden sah es jetzt immer schlechter aus, deswegen fuhren wir dann noch zum Zabriskie Point am Parkeingang von Osten. Ein paar Fotos – so wie es der starke Wind zuließ. Teilweise nochmal mit Sonne.
Danach weiter Richtung Norden.
Man konnte erkennen, dass das was wie Regen aussah, nur Staub/Sand ist.
Nach fast 30 Minuten kamen wir wieder bei den Sanddünen an – und verwarfen alle Pläne für später. Mit dem Wind machte es keinen Sinn, etwas fotografieren zu wollen.
Zurück in Stove Pipe Wells wollten wir endlich nochmal versuchen, den Reisebericht von gestern hochzuladen. Mit dem Laptop draußen an der Rezeption hinzusetzen war eine blöde Idee. Wir waren in weniger als einer Minute voll mit Sand – und der Laptop auch. Um die Ecke entdeckte ich das Business Center – ein klimatisierter Raum mit Sitzmöglichkeiten und Internet PCs.
Hier schaffte ich es, den Reisebericht von gestern hochzuladen – mehr ging nicht.
Die Verbindung brach immer wieder zusammen. Unterwegs war ein Team von AT&T am Schaffen. Entweder hatte es mit denen zu tun, oder die haben Richtfunk, der aufgrund des – ja man kann es so nennen – Sturmes immer wieder zusammenbrach.
Der Wetterbericht sagte für den Abend noch stärkeren Wind voraus. Das bestätigte uns, den Abend jetzt in Ruhe in unserem Zimmer zu verbringen. Wir konnten dann draußen den Wind fauchen hören.
Man kann halt nicht überall Glück haben.
Der letzte Blick auf den Tacho bestätigte uns: wir waren etwas über 200 Meilen, also über 330 km allein im National Park gefahren.
Morgen wird es ein langer Fahrtag, es geht weiter Richtung Los Angeles, was zwischen 4-5 Stunden Fahrt sind. Aber wir kommen wieder in die Zivilisation mit Internet zurück.
Wenn Grit fährt, kann ich dann unterwegs den Bericht von heute hochladen.
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